Daraus entwickeln wir einen Selbstwert, der an Bedingungen geknüpft ist.
"Ich muss etwas besonderes tun oder ich muss Dinge besitzen, um mich wertvoll zu fühlen."
Das geschieht natürlich unbewusst und läuft immer mehr wie ein Automatismus in uns ab. Deine Bezugspersonen, das sind z.B. Eltern, Erzieher*innen und Lehrer*innen, Verwandte und andere Kontakte, sagen etwas zu Dir, was sich auf Deinen Selbstwert auswirkt. Daraus resultieren Gedanken über Dich selbst, die Du später im erwachsenen Alter wiederholst.
Einige Vertreterinnen der bindungs- und bedürfnisorientierten Erziehung sind der Überzeugung, dass Lob ebenso schädlich sein kann wie Kritik. Denn Kinder beginnen für das Lob ihrer Eltern etwas zu tun und nicht mehr der Sache selbst wegen. In ihrem natürlichen Sein würden sie etwas tun, weil sie Spaß an der Sache haben. Das nennt man intrinsische Motivation. Ihre Neugier und Begeisterung lässt sie handeln. Es bedarf für sie keiner Wertung oder Bestätigung im Sinne von:
"Das hast Du gut gemacht. Großartig, das machst Du prima."
Ich weiß, dieser Gedanke kommt Dir wohlmöglich absurd vor. Wir sind es gewohnt unsere Kinder oder auch andere Menschen zu bestärken. Daran ist per se auch nichts auszusetzen. Dennoch finde ich den Impuls, sich einmal über die eigene Motivation Gedanken zu machen, sehr spannend.
Welches Bedürfnis erfüllen wir uns dadurch? Haben wir vielleicht gemerkt, wenn ich besonders freundlich und aufmerksam bin, dass ich dafür auch wieder Ankerkennung, Liebe und Nähe bekomme?
Warum kann das schädlich sein? Weil, sobald Du diese nicht mehr bekommst, in ein Loch fällst und eben zurück zu dem Gedanken: "Ich bin nicht gut genug".
Was wäre, wenn die Absicht hinter unserem Lob in Wirklichkeit der Versuch ist, unseren Selbstwert zu erhöhen? Vielleicht magst Du an dieser Stelle diesen Impuls einfach erstmal so stehen lassen und falls Du selbst Mama bist, Deine Haltung gegenüber Deinen Kindern beobachten.
- Aus welcher Motivation heraus bestärkst Du Deine Kinder?
- Wann lobst Du sie und wofür kritisierst Du sie?
Kinder wünschen sich nichts mehr als von den Eltern geliebt zu werden. Die Herausforderung liegt also darin, sich selbst seiner Gedanken und Taten bewusst zu werden. Die Liebe, die wir für unsere Kinder empfinden, auch in liebevolle Handlungen und Worte umzusetzen.
Nicht jeder Mensch, der ein niedriges Selbstwertgefühl hat, hatte eine schlechte Kindheit. Es sind oftmals subtile Äußerungen, die, liebevoll gemeint, das Selbstwertgefühl negativ prägen.
Diese Muster, wie ich sie gerne nenne, haben sich in Dein Unterbewusstsein eingeschlichen. Dein Gehirn mag es leicht und nimmt diese Information, die Du in Deiner Kindheit über Dich selbst abgespeichert hast und kreiert daraus Gedanken wie z. B. "Ich bin nicht gut genug", "Ich kann das nicht", "Ich reiche nicht", "Ich bin nicht ok".
Wenn Du also erfahren hast, dass Du von Deinen Eltern mehr Aufmerksamkeit, Zuwendung und Liebe bekommst, wenn Du etwas bestimmtest tust oder unterlässt, wirst Du dieses Muster auch im Erwachsenenalter nutzen. Es gilt also, diese Muster oder Verhaltens- und Denkweisen zu entlarven und zu schauen, was ein dienlicher Gedanke für Dein heutiges Leben sein kann.
Du kannst Dir unser Gehirn wie eine Festplatte vorstellen. Du speicherst dort Informationen ab, aus denen Deine Gedanken geboren werden. Diese Gedanken bestimmen, wie Du Dich fühlst und was Du schlussendlich tust. Um so häufiger Deine Gedanken über Dich selbst abwertend und destruktiv sind, um so eher fühlst Du Dich niedergeschlagen. Aus dieser deprimierten Haltung heraus, wirst Du weniger selbstbewusst handeln.
Hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Es ist wie eine Abwärtsspirale. Deine Festplatte wird immer mehr mit ungesunden Reizen gefüttert bis Du es für wahr hältst. Der Gedanke verfestigt sich und wird zu einer Überzeugung. Du glaubst diesem Gedanken. Hier sprechen wir auch von Glaubenssätzen. Das, was in die negative Richtung geht, geht jedoch auch in die positive Richtung. Also, wieso nicht Gedanken denken, die Dir dienlich sind?
Du kannst Deine "Festplatte" bewusst umprogrammieren, so dass am Ende Gedanken folgen, die Dich stärken statt schwächen. Wie das geht, werde ich Dir im Fortlaufenden noch erklären. Doch zunächst gilt es Dir bewusst zu werden, wie dieses Grundgefühl von "Ich bin nicht gut genug" immer wieder entsteht.
- Wie war Dein Leben in der Herkunftsfamilie?
- Welche Erinnerungen hast Du an Deine Kindergarten- oder Schulzeit?
- Wie wurde mit Dir umgegangen? Kannst Du Dich noch daran erinnern?
- Was waren typische Sätze, die Du immer wieder gehört hast?
Oft sind es die subtilen Äußerungen anderer Menschen, die Dich prägen. Meistens unwissentlich und auch nicht mit böser Absicht. Von Generation zu Generation werden diese sogenannten Verhaltensweisen und Kommunikationsmuster solange weiter getragen, bis sie jemand durchbricht.
Du könntest dieser Mensch sein und somit den Grundstein für ein gesundes Selbstwertgefühl in Dir und auch bei Deinen Kindern legen, sowie allen nachfolgenden Generationen.
Wie wir also mit dem Thema Selbstwert umgehen, ist nicht nur für uns selbst ganz bedeutsam und erleuchtend, sondern auch im Umgang mit unseren Mitmenschen und Kindern.
Schauen wir uns 3 Faktoren an, die die Entwicklung eines gesunden Selbstwertgefühls hemmen.